Viktoria fällt hinter Michelstadt zurück
Das Verbandssportgericht des Hessischen Fußball-Verbandes wies im schriftlichen Verfahren unter der Leitung von Mario Möller (Gersfeld) die Berufung der Urberacher gegen das Urteil des Kreissportgerichts Odenwald zurück. Das Kreissportgericht hatte entschieden, dass das letzte Saisonspiel, welches die Urberacher mit 5:1 gegen die SG Klingen gewonnen hatten, wegen des Einsatzes eines nicht spielberechtigten Viktoria-Akteurs für Klingen gewertet wird. Urberach fällt daher in der Abschlusstabelle hinter dem VFL Michelstadt auf einen Abstiegsplatz zurück.
„Einsatz ohne Ersatzlegitimation"
Das Urteil des Verbandsgerichts, das am späten Donnerstagabend im E-Mail-Postfach der Viktoria lag, bestätigte die Urteilsbegründung des Kreissportgerichts: Für Spieler, für die im DFBnet kein Bild in der Spielberechtigungsliste hochgeladen ist, seien die Vereine verpflichtet, unaufgefordert den Spielerpass beim Schiedsrichter vorzulegen. „Da der Spieler Ahmet Karadag eindeutig eingesetzt und auch eindeutig keine Ersatzlegitimation (Anm.: Spielerpass, Ausweis, Führerschein) zum fehlenden Bild im DFBnet vorgelegt worden ist“, könne die Entscheidung nur lauten, dass das Spiel für Klingen gewertet wird. Auch wenn Schiedsrichter dazu angehalten sind, den jeweils betroffenen Verein beispielsweise auf das Fehlen von hochgeladenen Bildern hinzuweisen, seien die Vereine in der Bringschuld.
Urberach weist selbst auf Fehler hin
Besonders bitter für die Viktoria ist, dass der Verein - zumindest indirekt - selbst auf den Fehler aufmerksam machte. Ahmet Karadag, der nach einem Vereinswechsel erst seit Ende Mai grundsätzlich für Urberach spielberechtigt war, wurde im Spiel gegen Klingen eingewechselt und erzielte in einem mehr oder weniger bereits entschiedenen Spiel auch das Tor zum 4:1. Da der Schiedsrichter den Wechsel und Treffer aber einem anderen Spieler zuschrieb, informierte die Viktoria Klassenleiter Hartmut Schwöbel über die falsche Eingabe des Torschützen und bat um eine Verbesserung. Sonst wäre die Sache wohl im Sande verlaufen.
Beim Zweitmannschaftsspiel vom Schiedsrichter identifiziert
Der Schiedsrichter, der erst zehn Minuten vor Spielbeginn erschienen sei, habe in seinem Spielbericht angegeben, dass die Pässe ohne Beanstandung geprüft worden seien und auch auf mehrfache Nachfrage gesagt, dass alles in Ordnung sei, argumentierte die Viktoria. Außerdem sei Ahmet Karadag zuvor im Spiel der zweiten Mannschaft, in dem er am selben Tag ebenfalls zum Einsatz kam, vom dortigen Schiedsrichter eindeutig identifiziert worden - sprich er habe seinen Personalausweis vorgelegt.
„Sportliche Fairness wird hier mit Füßen getreten"
„Wir sind noch immer fassungslos, dass die höchste sportjuristische Instanz unsere stichhaltigen Belege und Dokumente als nicht aussagekräftig eingestuft hat“, ärgerte sich Michael Hock, Sportlicher Leiter bei der Viktoria. „Wir hatten an dem Tag über 400 Zuschauer auf dem Sportgelände, von denen mindestens 50 die Identität von Ahmet Karadag hätten bestätigen können. Wir werden jetzt wegen des Einsatzes eines Spielers ohne Passbild bestraft, der in der gesamten Saison 20 Minuten auf dem Platz gestanden hat. Die sportliche Fairness wird hier mit Füßen getreten." Präsidiumsmitglied Thomas Weiland sieht das ähnlich: „Durch unsere Ehrlichkeit und sportliche Fairness sind wir nun bestraft worden. Hätten wir Stillschweigen gewahrt und den Fehler des Schiedsrichters nicht gemeldet, wäre keinerlei Verfahren in Gang gekommen.“
Viktoria führt vergeblich weitere Punkte zur Entlastung an
Die Urberacher hatten in der Begründung ihrer Berufung weitere Punkte angeführt. So seien laut Spielbericht beim Gegner Klingen in der Anfangsformation nur zehn Spieler aufgeführt worden, obwohl elf auf dem Platz gestanden hätten. Es könne nicht nachvollzogen werden, ob der elfte Spieler spielberechtigt war. Außerdem argumentierten die Urberacher mit einem ähnlich gelagerten Fall in der Kreisliga A Odenwald, bei dem für den betroffenen Verein entschieden worden sei. Die Argumente aus Urberach konnten das Verbandsgericht aber nicht überzeugen.
Enttäuschung in Urberach riesig
Viktoria-Trainer Kayhan Özen bleibt nun nichts anderes übrig, als seine Mannschaft auf die neue Saison in der Kreisliga A Dieburg vorzubereiten. „Die Enttäuschung ist riesig. Ich habe kein Verständnis für das Urteil Wenn es einen Spieler betroffen hätte, der wirklich nicht spielberechtigt gewesen wäre, dann hätte ich die Entscheidung verstanden. Aber hier geht es um ein nicht hochgeladenes Bild.“
Ergänzung vom 2. Juli
Am Samstag reichte die Viktoria ein Gnadengesuch beim Präsidium des HFV ein, mit dem Ziel, doch noch in der Kreisoberliga zu bleiben. Dies wurde abgelehnt. "Da das Gnadenverfahren nur im Rahmen der Satzung und Ordnungen durchgeführt werden kann, besteht hier auch leider kein Spielraum der zuständigen Stellen, ihnen und ihrem Verein entgegen zu kommen, auch wenn wir die Härte des Falles sehen und ihre Lage verstehen können”, zitiert die Viktoria auf ihrer Internetseite Tim Stehl, Referent Recht und Sportgerichtsbarkeit beim HFV. Die Rechts- und Verfahrensordnung des HFV ist eindeutig. Hier heißt es, dass ein Gnadengesuch bei Spielverlusterklärungen, das ist die Umwandlung des 5:1-Sieges gegen Klingen in eine 0:3-Niederlage, unzulässig ist.