2020 gab es bei Viktoria Urberach einen Einschnitt. Das lag nicht nur an der beginnenden Pandemie, sondern vor allem an einer Grundsatzentscheidung im Verein. Die Viktoria zog sich im Mai freiwillig aus der Verbandsliga in die Kreisoberliga zurück. „Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung“, sagt Michael Hock, Präsidiumsmitglied Sport, rückblickend.
„Mehr Leute als in der Verbandsliga auf dem Sportplatz"
Michael Hock, der gemeinsam mit Thomas Neumann (Finanzen) und Thomas Weiland (Marketing) an der Vereinsspitze steht, hatte im vergangenen Herbst ein Amt im Präsidium übernommen, arbeitete aber schon seit vielen Jahren im Hintergrund mit. Daher kann er sich auch gut an die Situation im Frühjahr 2020 erinnern. Skeptische Stimmen habe es im Verein natürlich auch gegeben, die befürchteten, dass beim ehemaligen Hessenligisten in der KOL keine Zuschauer mehr kommen würden. „Genau das Gegenteil ist der Fall, es sind mehr Leute auf dem Sportplatz als zum Schluss in der Verbandsliga“, hat Hock festgestellt. Die ursprünglichen Skeptiker hätten mittlerweile ihre Meinung geändert und würden sagen: „Das war das Beste, was ihr hättet tun können.“ Da in den Mannschaften überwiegend Eigengewächse spielen, sei die Identifikation hoch.
„Sehen positiv in die Zukunft"
Vom damaligen Verbandsligateam blieb nach dem Rückzug 2020 kein einziger Spieler. Die zweite Mannschaft, die in der A-Liga im Mittelfeld beheimatet war, wurde mit ihrem Trainer Kayhan Özen zur ersten und „stieg“ quasi eine Liga höher in die Kreisoberliga auf. Kayhan Özen, der mit seinem Team in der aktuellen Kreisoberliga-Saison als Tabellenzwölfter in den Nachholspielen im März noch eine kleine Chance auf die Qualifikation für die Aufstiegsrunde hat, hatte zunächst so seine Befürchtungen, ob das Verbands- und Hessenliga gewohnte Publikum die Kreisoberliga annimmt. Die seien aber unbegründet gewesen. „Dass die Mannschaft das Potenzial hat, Kreisoberliga zu spielen, das hat sich bewahrheitet. Wir sehen positiv in die Zukunft“, ist Özen mit der Entwicklung insgesamt zufrieden. Auch wenn es bei den Ergebnissen auch immer wieder mal Rückschläge gegeben hat.
Basis für höherklassigen Amateurfußball fehlte
Die Viktoria-Verantwortlichen hatten im Mai 2020 „keine Basis mehr für höherklassigen Amateurfußball in Urberach“ gesehen. Der Rückzug aus der Verbandsliga wurde damals unter anderem mit der Reduzierung von Sponsorenzahlungen und dem Wegfall von Zuschauer- und Veranstaltungseinnahmen zu Beginn der Corona-Pandemie begründet. Außerdem standen wichtige Investitionen auf dem vereinseigenen Gelände am Urberacher Ortsrand an, dem das Viktoria-Präsidium der Finanzierung einer Verbandsliga-Mannschaft Vorrang einräumte. Unter anderem wurde mit vielen helfenden Händen der Nebenplatz hergerichtet, auch das Tribünengebäude erstrahlt mittlerweile im neuen Glanz.
Meisterrunde noch möglich
Für die erste Mannschaft stehen in der Liga im März noch zwei Nachholspiele an. Am 13. März geht es zum FC Rimhorn, eine Woche später hat man die SG Mosbach/Radheim zu Gast. Kayhan Özen hofft noch auf die Teilnahme an der Meisterrunde der besten acht Teams. „Es wäre schön, dann könnten wir befreit aufspielen“, so der Viktoria-Trainer. Andererseits sei es vielleicht mit Blick auf die Zukunft auch gar nicht so schlecht, wenn sich seine Mannschaft durch die Abstiegsrunde kämpfen würde, kann Özen auch dem wahrscheinlicheren Szenario für den Tabellenzwölften etwas Positives abgewinnen. Die zweite Mannschaft steht in der C-Liga an der Tabellenspitze. Seit dieser Saison hat die Viktoria auch wieder eine dritte Mannschaft in der D-Liga, unter anderem dank einiger Neuzugänge von der TG Ober-Roden, die seit dem vergangenen Sommer keine Mannschaft mehr bei den Aktiven stellt. Unter den Mannschaften sei ein guter Zusammenhalt zu spüren, so Kayhan Özen.
Sieben Jugendteams
So etwas wie Aufbruchstimmung sei auch bei den Jugendmannschaften zu spüren, freuen sich die Vereinsverantwortlichen. Mittlerweile hat man wieder sieben Teams, bis hoch zu den D-Junioren sind die Altersklassen besetzt. A-, B- und C-Junioren fehlen allerdings noch. „Wir werden also einige Jahre warten müssen, bis aus der Jugend wieder Spieler herauskommen“, stellt Michael Hock fest. Daher ist man froh, dass die aktuelle Viktoria-Mannschaft, die zum großen Teil aus Eigengewächsen besteht, einen niedrigen Altersdurchschnitt hat. „Die meisten können locker noch zehn Jahre spielen“, so Hock. Erst einmal ist es das Ziel, sich in der Kreisoberliga zu etablieren.
Dominik Wolf neuer Stürmer und Co-Trainer
Seit Beginn der Wintervorbereitung ist Dominik Wolf bei der Viktoria mit dabei. Der 35-jährige Stürmer kommt von Opel Rüsselsheim. Wolf, der in Messel wohnt und früher in Geinsheim und Ginsheim Verbandsliga spielte, ist bereits seit einiger Zeit bei der Viktoria als Jugendtrainer tätig und wird bei der ersten Mannschaft nicht nur auf dem Platz stehen, sondern Kayhan Özen auch als zweiter Co-Trainer neben Raimund Hitzel unterstützen. Özen, der viele seiner Spieler bereits in der Jugend trainiert hatte, erhofft sich von Dominik Wolf unter anderem, dass dieser „einen anderen Blickwinkel“ einbringt.